VERANTWORTUNG OHNE MANDAT

THOMAS LEMCKE • 21. März 2025

Über die Rollen informeller Autorität in Organisationen

In jeder Organisation gibt es Personen, die wirken – obwohl sie kein offizielles Mandat dazu tragen. Ihre Funktion ergibt sich nicht aus Organigrammen oder Zuständigkeitsbeschlüssen, sondern aus Vertrauen, Erfahrung oder strategischem Taktgefühl. Sie sind nicht immer sichtbar, aber häufig entscheidend.


Diese Akteure agieren jenseits formaler Leitung. Sie übernehmen Verantwortung, vermitteln zwischen Systemlogiken, entschärfen Konflikte oder bereiten Entscheidungen vor, bevor sie jemand offiziell trifft. Ihre Autorität ist informell – aber keineswegs zufällig. Sie basiert auf Anerkennung, Nähe zu den realen Abläufen und einem tiefen Verständnis organisationaler Dynamiken.


Gerade in komplexen Systemen – mit vielen Beteiligten, widersprüchlichen Erwartungen und hohem Kommunikationsbedarf – sind solche Rollen von unschätzbarem Wert. Sie stabilisieren Übergänge, kompensieren strukturelle Defizite und erzeugen Wirkung dort, wo die formalen Wege zu langsam oder zu unflexibel sind.


Diese informelle Verantwortung ist weder zu romantisieren noch zu entpolitisieren. Sie ist hoch sensibel, oft prekär, aber notwendig. Wer sie ignoriert, verkennt eine zentrale Steuerungsebene. Wer sie erkennt, sollte sie nicht instrumentalisieren – sondern achten.



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